In der Apotheke haben Sie die Möglichkeit, zum ersten Ansprechpartner für Ihre Kunden zu werden, die ihre Mundtrockenheit entweder noch nicht als Problem erkannt oder sich damit abgefunden haben. Im Beratungsgespräch lassen sich typische Hinweise auf Mundtrockenheit gut erkennen. Manchmal reicht ein Blick in den Medikationsplan, manchmal können Sie aus vorliegenden Verordnungen Rückschlüsse ziehen.
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über häufige Ursachen von Xerostomie und Hyposalivation, die Sie zum Anlass für eine kundenorientierte Beratung in der Apotheke nehmen können.
Gängige Auslöser
Xerostomie kann durch zahlreiche alltagsbedingte Einflüsse entstehen, die entweder die Speichelsekretion hemmen oder den Flüssigkeitshaushalt im Mundraum stören. Eine vermehrte Mundatmung – etwa infolge von Atemwegserkrankungen, psychischem Stress oder nächtlichem Schnarchen – führt häufig zu einer Austrocknung der Schleimhäute. Auch eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr beeinträchtigt die Speichelbildung; auch zur Aufrechterhaltung einer physiologischen Speichelproduktion gelten mindestens 1,5 l Wasser täglich als empfehlenswert. Hinzu kommt: Trockene Innenraumluft, verursacht durch Heizung oder Klimaanlage, sowie hohe Umgebungstemperaturen begünstigen einen erhöhten Flüssigkeitsverlust über die Schleimhäute. Auch Alkohol entzieht dem Körper Wasser und wirkt dehydrierend auf die Schleimhäute. Der Konsum von Nikotin hemmt die Durchblutung der Speicheldrüsen und führt durch inhalierte Rauchpartikel zusätzlich zu Schleimhauttrockenheit.
Medikamentös bedingte Xerostomie
Schätzungsweise 900 Wirkstoffe können zu Mundtrockenheit als möglicher Neben- oder Wechselwirkung führen. Besonders bei älteren Patienten und Kunden mit Polypharmazie stellt sie eine häufige Ursache dar, da sich die anticholinergen Effekte verschiedener Präparate summieren können. Klinisch relevant ist dies vor allem bei opioidhaltigen Analgetika, Psychopharmaka wie Antidepressiva, Sedativa und Hypnotika, da diese die Speichelsekretion hemmen. Die Folge ist ein trockener Mund mit erheblicher Auswirkung auf Mundgesundheit und Lebensqualität. Auch im Rahmen onkologischer Therapien, insbesondere nach Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich, kann es zur Beeinträchtigung der Speicheldrüsenfunktion mit ausgeprägter Mundtrockenheit kommen.
Erkrankungen als Ursache
Xerostomie kann durch verschiedene Grunderkrankungen ausgelöst werden. Besonders häufig tritt sie bei Diabetes mellitus auf: Vor allem eine unzureichende medikamentöse Einstellung kann Einfluss auf die Speicheldrüsenfunktion nehmen. Das Sjögren-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung der exokrinen Drüsen, führt typischerweise zu einer ausgeprägten, oft chronischen Mundtrockenheit. Darüber hinaus können primäre Speicheldrüsenerkrankungen die Drüsenfunktion lokal einschränken. Eine anhaltende Hyposalivation kann darüber hinaus entzündliche Prozesse im Mundraum begünstigen – so etwa die Entstehung von Gingivitis.
Alter und hormonelle Umstellungen
Eine abnehmende Speichelproduktion mit zunehmendem Alter ist physiologisch – ein natürlicher Prozess, der durch Polypharmazie, chronische Grunderkrankungen und verminderte Flüssigkeitsaufnahme zusätzlich verstärkt werden kann. Bei Frauen in den Wechseljahren führt der Östrogenrückgang häufig zu Veränderungen in der Zusammensetzung und Menge des Speichels, was die Entstehung einer Xerostomie begünstigt. Wie eine von uns in Auftrag gegebene Umfrage zeigte, sind sich 75 % der Frauen im Unklaren darüber, welche Auswirkungen die Wechseljahre auf die Zahn- und Mundgesundheit haben können.2 Eine strukturierte pharmazeutische Anamnese – unter Einbezug der Medikation – ermöglicht es, beeinflussbare Ursachen zu identifizieren und gezielte Empfehlungen auszusprechen.