In der Apotheke haben Sie die Möglichkeit, zum ersten Ansprechpartner für Ihre Kunden zu werden, die ihre Mundtrockenheit entweder noch nicht als Problem erkannt oder sich damit abgefunden haben. Im Beratungsgespräch lassen sich typische Hinweise auf Mundtrockenheit gut erkennen. Manchmal reicht ein Blick in den Medikationsplan, manchmal können Sie aus vorliegenden Verordnungen Rückschlüsse ziehen.
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über häufige Ursachen von Xerostomie und Hyposalivation, die Sie zum Anlass für eine kundenorientierte Beratung in der Apotheke nehmen können.
Gängige Auslöser
Xerostomie kann durch zahlreiche alltagsbedingte Einflüsse entstehen, die entweder die Speichelsekretion hemmen oder den Flüssigkeitshaushalt im Mundraum stören.
- Vermehrte Mundatmung - z. B. durch Atemwegserkrankungen, Stress oder Schnarchen trocknet die Schleimhäute aus
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr - mindert die Speichelproduktion
- Empfehlung: ≥ 1,5 l Wasser/Tag zur Unterstützung der Speichelbildung
- Trockene Raumluft (Heizung, Klimaanlage) & hohe Außentemperaturen begünstigen Flüssigkeitsverlust
- Alkoholkonsum wirkt systemisch dehydrierend
- Nikotin hemmt Speicheldrüsen-Durchblutung und reizt Schleimhäute durch Rauchpartikel
Tipp für die Beratung: Fragen Sie Ihre Kundinnen und Kunden gezielt nach Lebensstilfaktoren wie Trinkmenge, Rauchen, Schlafverhalten etc.
Medikamentös bedingte Xerostomie
- Schätzungsweise 900 Wirkstoffe können zu Mundtrockenheit als möglicher Neben- oder Wechselwirkung führen
- Besonders relevant bei älteren Patienten und Polypharmazie (Summation anticholinerger Effekte)
- Häufige Verursacher:
- Opioidhaltige Analgetika
- Psychopharmaka wie Antidepressiva, Sedativa und Hypnotika, da diese die Speichelsekretion hemmen. Die Folge ist ein trockener Mund mit erheblicher Auswirkung auf Mundgesundheit und Lebensqualität.
- Bei Onkologische Therapien (v.a. Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich) kann es zur Beeinträchtigung oder komplettem Ausfall der Speicheldrüsenfunktion mit ausgeprägter Mundtrockenheit kommen.
Tipp für die Beratung: Medikamentenanamnese durchführen, gezielte Rücksprache mit Arztpraxis bei Verdacht auf arzneibedingte Xerostomie.
Erkrankungen als Ursache
Xerostomie kann durch verschiedene Grunderkrankungen ausgelöst werden.
- Diabetes Mellitus (Typ-1 und Typ-2): knapp 45 Prozent der Betroffenen leiden unter Hyposalivation und Xerostomie2
- Vor allem bei unzureichender medikamentöser Einstellung
- Sjögren-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung, die typischerweise zu einer ausgeprägten, oft chronischen Mundtrockenheit führt
- Primäre Speicheldrüsenerkrankungen können die Drüsenfunktion lokal einschränken.
Eine anhaltende Hyposalivation kann darüber hinaus entzündliche Prozesse im Mundraum begünstigen – so etwa die Entstehung von Gingivitis, die Therapie von Parodontalerkrankungen oder die Adaptation von Zahnersatz erschweren.
Tipp für die Beratung: Nach bestehenden Grunderkrankungen fragen, auch bei unklarer Symptomatik.
Alter und hormonelle Umstellungen
- Speichelproduktion nimmt mit zunehmendem Alter physiologisch ab
- verstärkt durch: Polypharmazie, chronische Grunderkrankungen und verminderte Flüssigkeitsaufnahme
- Frauen in den Wechseljahren:
- Östrogenrückgang führt häufig zu Veränderungen in der Zusammensetzung und Menge des Speichels
- 75 % der Frauen nicht im Klaren darüber, welche Auswirkungen die Wechseljahre auf die Zahn- und Mundgesundheit haben können.3
- Strukturierte pharmazeutische Anamnese – unter Einbezug der Medikation – ermöglicht es, beeinflussbare Ursachen zu identifizieren und gezielte Empfehlungen auszusprechen.
Tipp für die Beratung: Frauen in den Wechseljahren aktiv auf Mundtrockenheit ansprechen und über Zusammenhänge informieren